
Schemata manifestieren sich in unserer Kindheit
Was ist ein Schema und wie entsteht es?
Wir machen alle unterschiedliche Erfahrungen in unseren Leben, interessant jedoch ist, dass unser heutiges Verhalten häufig gesteuert wird durch frühkindliche Erlebnisse und die jeweiligen Reaktionen darauf, die in bestimmten „Schubladen“ abgelegt wurden. Diese Schubladen öffnen sich, wenn wir im späteren Leben durch (meistens unbekannte) Auslöser getriggert werden. Dann reagieren wir nicht, wie es unser erwachsenes ICH nun tun würde, sondern es zeigt sich das Verhalten, welches uns als Kind half zu überleben und sich als Schema in dieser Schublade versteckt hält.. Das kann dann eine völlig irrationale Reaktion auf eine Situation sein, die nach außen harmlos wirkt. Unser Verstand ist da machtlos, denn wir reagieren einfach, wie ferngesteuert, wir sind dann wieder in diesem Modus. Und genau das ist es, was unser Leben, unsere Beziehungen zu anderen Menschen manchmal sehr beeinflussen kann. So zeigt sich beispielsweise, dass Menschen, die als Kleinkind keine sichere Bindung hatten, heute bei Trennungen mit viel mehr Stress reagieren, als andere.
Ein Beispiel kann sein, dass ein Kind in einer Familie heranwuchs, in der es keine Unterstützung oder Ermutigen erfahren hat, mit dem Glaubenssatz groß wurde: „Alle anderen sind besser als ich“. Als erwachsende Person könnte sich dann dieses Schema zeigen in einem ausgeprägten Perfektionismus oder dem Drang die Leistungen und Arbeiten von anderen Menschen nieder zu machen.

Es gibt viele verschiedene Schemata und häufig begleitet uns auch nicht nur ein Schema. Zu einigen Schemata stelle ich nun ein paar Glaubenssätze und Selbsteinschätzungen vor:
1. Ich fühle mich wertlos
2. Ich bin überflüssig, niemand würde mich vermissen
3. Ich mache es lieber selbst, von anderen kann ich nichts erwarten
4. Ich bin nirgends sicher
5. Die Welt ist gefährlich
6. Draußen ist der Feind, ich muss immer aufpassen
7. Ich füge mich lieber
8. Andere wissen besser, was gut für mich ist
9. Ich ziehe eh immer den Kürzeren, daher brauch ich mich doch gar nicht bemühen
10. Ohne mich geht nichts
11. Ich muss es richten
12. Der/die einzige, der/die helfen kann, bin ich
13. Wer nicht hört, muss fühlen
14. Strafe muss sein
15. Ich muss fehlerfrei sein, befolge auch alle Regeln
16. Ich bin immer so trampelig
17. Andere sind besser als ich
18.Ich weiß nie genau, was ich machen soll, daher frage ich Leiber zweimal nach
19.Ich kann doch sowieso nichts
20. Ich werde das nie schaffen
21. Ich bin so ein/e Versager/in
22. Andere Menschen denken, dass mit mir etwas nicht stimmt
23. Ich bin an allem Schuld
24. Ich kann nichts, andere sind sowieso immer besser als ich
Sicherlich kommt der ein oder andere Satz so manchem/r Leser/in bekannt vor. Sollten jedoch mehrere Glaubenssätze zu einem Leben gehören, dann könnte es interessant sein, zu erfahren, was dahinter stehen könnte.
Die Glaubenssätze 1-3 können sich bei Menschen gut entwickeln, die in einer Familie aufgewachsen sind, in der es emotional kalt zu ging, die Kinder wurden ablehnend behandelt oder auch vernachlässigt.
Das Verhalten, welches sich dann im erwachsenen Alter zeigt: andere ausnutzen, klammern, aufopfern für andere
Thema: Vernachlässigung
Die Glaubenssätze 4-6 entwickeln sich bei Kindern, deren Eltern überbesorgt sind und alles im kindlichen Leben kontrollieren.
Das Verhalten, welches sich im erwachsenen Alter zeigen kann: muss sich immer absichern, traut sich niemals allein in neue Situationen
Thema: Verletzbarkeit
Die Glaubenssätze 7-9 entwickeln sich bei Menschen, die sehr dominante Eltern hatten, welche keinen Widerspruch duldeten
Das heutige Verhalten als Erwachsene kann so aussehen: folgt allem ungefragt, um bloß nicht aufzufallen, ordnet sich oft unter, bleibt auch in ungesunden, aggressiven Beziehungen und erduldet diese
Thema: Unterwerfung
Die Glaubenssätze 10-12 können sich entwickeln, wenn Kinder schon früh Verantwortung innerhalb der Familie übernehmen mussten, da die Eltern überfordert waren, evtl wurde das eigenen Kind sogar zum Partnerersatz
Heutige Verhaltensweisen Könnens sein: es werden keine engen Beziehungen eingegangen, die Enttäuschung ist übermächtig, wenn die Leistungen, die erbracht werden nicht übermäßig gewürdigt werden
Thema: Aufopferung
Die Glaubenssätze 13-15 entwickeln sich bei Kindern, die sehr oft von den Eltern bestraft wurden, einfach nur, Weiler grundsätzlich „böse“ ist
Das Verhalten als Erwachsenen kann dann son aussehen: pedantisch genau, schon pingelig, Uneinsichtigkeit und überzogene Strenge
Thema: Bestrafung
Die Glaubenssätze 16-18 können sich bei Menschen entwickeln, die sich als Kinder nie austoben durften, nichts wagen und ausprobieren konnten, da die Eltern übervorsichtig waren und ständig Angst hatten, dass etwas passieren kann
Als Erwachsene übernehmen diese Menschen dann keine Verantwortung, sind abhängig von dem Partner in einer Beziehung, gehen kein Risiko ein
Thema: Abhängigkeit
Die Glaubenssätze 19-21 können entstehen, wenn Kindern in ihrer Entwicklung keine elterliche Unterstützung gegeben wurden, sie nicht ermutigt worden sind
Das Verhalten als erwachsene Person kann dann so aussehen: überhöhter Perfektionismus, Verbitterung, sich dem Schicksal kampflos ergeben
Thema: Versagen
Die Glaubenssätze 22-24 entwickeln sich, wenn Kinder vor anderen Menschen herabgesetzt oder vorgeführt werden
Als Erwachsene zeigen sich möglicherweise folgende Verhaltensweisen: Überkorrektheit, andere herabsetzen, um sich selbst groß zu fühlen
Thema: Scham
Natürlich gibt auch andere Schemata, die ineinander übergehen können oder es zeigt sich, wenn die „Schublade „ geöffnet wird, mal das eine, dann wieder das andere Verhalten. Oft lässt es sich ja auch gut leben, sollten jedoch das eigene Leben, Beziehungen oder gar die Gesundheit darunter leiden. lohnt es sich Hilfe in Anspruch zu nehmen, um das überholte Verhaltensmuster aus der Kindheit mit neuen zu überschreiben.